Kroatien Tag 3

7.2.2021
Kunz Mario

Die Italiener hörte ich am Samstagmorgen zum Glück nicht, dafür wurde ich netterweise von Arjen geweckt als er wieder mal fertig geduscht hatte. Gezwungenermassen stand ich auch auf und genoss zuerst einmal das angenehm warme Wasser, welches aus der Duschbrause sprudelte. Später fanden sich immer mehr Leute im Speisesaal ein, um das zweite wie auch das zweitletzte Frühstück im Hotel zu sich zu nehmen. Schade war nur, dass es um diese frühe Morgenstunde anscheinend noch keine Pancakes zu geben schien, aber ich überlebte es auch ohne. Viel Zeit für das Frühstück blieb jedoch nicht, da, wie im gestrigen Bericht schon erwähnt, wir uns schon um 20 vor acht in der früh auf unseren jeweiligen Balkonen treffen sollten. Kurz vorher sah man die ersten Instrumente an den Brüstungen der Hotelbalkone und vereinzelt waren auch schon Menschen zu erkennen. Die Zahl der Instrumente wurden immer mehr, bis dann zu besagter Zeit ein ganzes Schwadron über drei Stockwerke hinweg vollbesetzt war mit Schweizer Musikanten und ihren Instrumenten am Start.
Als ich meinen Blick nach unten wandte, erkannte ich Cedric, wie er über einen Balkon im ersten Stock auf den Verbindungstrakt zwischen Hotellobby und Wohnteil kletterte. Verfolgt von Richard Kunz und Noah Züger kämpften sich alle drei auf das Dach und stellen zwei Kameras auf und Cedric nahm seinen magischen Dirigierstab in die Hand und fing an zu zählen: 1...2...3...4 und auf das perfekte Kommando begann eine ganze Hotelwand den Choral 29 zu spielen. Schräg über mir lugten einige Österreicher hinter der Balkontrennwand hervor und zückten ihre Handys. Das musste natürlich gefilmt werden, denn dies war ziemlich sicher ein einmaliges Erlebnis.

Nach dem Einspielen räumten alle ihre Instrumente wieder zusammen und packten die sieben Sachen für die Reise nach Split. Um 8 Uhr sollte dann unser Car vor dem Hotel abfahren. Die Busfahrt startete sodann auch pünktlich und wir fuhren der Küste der Meeresöffnung entlang und beobachteten das Erwachen der Einwohner, die in den Dörfern zwischen Trogir und dem südlich liegenden Split wohnen. Nach einigen Baustellen und der Fahrt auf der für uns etwas speziellen Autobahn, wo einfach so Garagenausfahrten und Zufahrten zu Häusern direkt auf die Schnellstrasse führten, erreichten wir die Stadtgrenze von Split. Die Strassen waren von Bäumen am Rand wie auch in der Mitte gesäumt und alles erschien sehr grün und sehr schön. Unsere Fahrt führte uns an das andere Ende von Split bis wir wieder beim Meer ankamen. Kurz vor unserem finalen Halt passierten wir noch das Fussballstadion des HNK Hajduk Split, welches danach schien langsam zu verfallen. Schon nur bei der Vorbeifahrt spürte man förmlich das Ächzen der massiven Stahlträger, die am Rande des Kessels vorbeiführten.

Unser Konzertlokal befand sich ganz am Meer direkt neben einem kleinen Hafen, mit wenigen Booten. A ls wir ankamen und ausstiegen vernahmen wir zuerst, dass es momentan noch gerade keinen Raum für unser Instrumentendepot gäbe und dass zuerst noch einer gesucht werden musste. Dies ging zum Glück schneller als erwartet und wir fanden Platz in einer Art Lokal des Restaurants oder der Bar, welche in dem gleichen Gebäude untergebracht war. Nach dem Abstellen der Instrumente sonnten wir uns noch ein wenig auf der Terrasse der Bar und warteten bis unser Auftritt an der Reihe stand.


Die Wichtigsten konnten natürlich als erste auf die Bühne und darum gingen auch wir Schlagzeuger voraus. Auf die Bühne kommen war das Verlangen sie schon wieder zu verlassen ziemlich gross, denn auch hier war Schlagzeugmaterial kaum vorhanden. Es gab zwar ein Drumset aber die Becken schienen einfach so zu fehlen und vom versprochenen Röhrenglockenspiel war auch noch weit und breit keine Spur. Doch wir hatten noch Glück und die eben erwähnten Röhrenglocken mussten zuerst noch auf die Bühne gehievt werden. Vom Rand der Bühne musste es dann noch ans hintere Ende gebracht werden. Diese Aufgabe schien auf den ersten Blick sehr trivial und einfach aber mit zweieinhalb Rädern von insgesamt vier, erwartete uns noch eine kleine Herausforderung. Natürlich schafften wir es und wir waren bereit mit den Vortragsstücken anzufangen. Unsere Dolmetscherin Andrea erzählte dem noch eher kleinen Publikum etwas über unseren Verein auf Kroatisch, Englisch und zum Schluss auch noch auf Deutsch. Kaum einen Augenblick später fing Cedric an zu dirigieren und wir fingen an in unsere Instrumente zu blasen oder auf unser Schlagwerk zu schlagen. Festa Paesana erklang zuerst im Theatersaal und dies in noch nie dagewesener Qualität und Brillanz. Mit Kraftwerk setzten wir noch einen darauf und die Juroren schauten schon richtig baff in unsere Richtung, während unser Selbstvertrauen als Musik immer mehr in die Höhe stieg. Die Töne erklangen weiterhin klar und ohne Fehler.

Nach unserem hervorragenden Auftritt traten wir von der Bühne ab und gaben sie den Wienern frei, welche mit uns in der gleichen Kategorie spielten. Die Instrumente wurden deponiert und man begab sich wieder in den Theatersaal, um den restlichen Bands zu lauschen. In den oberen linken Sitzreihen fanden wir noch angenehm Platz, direkt oberhalb der Experten, welche man während den Vorträgen gut beobachten konnte und wie sie sich ganz unterschiedlich; teils akribisch, teils gemütlich, Notizen zogen war ganz amüsant zu beobachten. Beim Zuhören des Vortrages der Wiener Musikanten wurde uns bald klar, dass es sich um einen Verein auf vergleichbarem Niveau handelte und unser beiden Punktesummen wahrscheinlich nahe beieinander stehen würden. Wie vermutet so eingetreten; und wir mussten uns bei der Rangverkündigung einer nur marginalen Differenz wegen geschlagen geben. Glücklicherweise nahmen in unserer Kategorie insgesamt nur zwei Vereine teil und wir durften uns demnach mit der gutklingenden 2. Platzierung brüsten. Natürlich würde niemand sagen wollen, dass wir demnach halt zugleich auch auf dem letzten Platz landeten.


Die Organisatoren konnten uns noch eine Trompete als Preisgeschenk überreichen, welche nun in der Schweiz in unserer Jugendförderung bereits im Einsatz ist. Perfekt! Zum Abschluss erhielten wir noch ein Expertengespräch, welches insbesondere die Dynamik und den Klangausgleich thematisierte, aber auch das philosophische Dilemma ansprach, ob ein Dirigent jede rhythmische Einzelheit und Schwierigkeit in seinem Dirigat anleiten soll oder auch mal loslassen solle und das Orchester das Problem selber lösen lassen solle: www.kniffligefrage.ch Wahrscheinlich immer noch berauscht von unserem in unserem Sinne gutgelungenen Auftritt, genossen wir erst einmal, von unserer vorangegangenen Niederlage wenig beeindruckt, auf der grosszügigen Sonnenterrasse das prachtvolle Wetter. Das zuvor eingenommene eher deftig-nahrhafte Mittagsmahl liess den einen oder anderen ein Nickerchen zelebrieren.


Endlich war unser Transfer zum UNESCO-Welterbe- Altstädtchen organisiert und wir lernten in den angehenden 2 Stunden noch Vieles über den kulturellen Hintergrund des Städtchens Split kennen. Danach war Shopping und Kulinarisches an der Tagesordnung. Zurück im Hotel feierten wir bis spät in die Nacht hinein mit den Österreichern und den Italienern noch Abschied. Die sonst recht geräumig anmutende Hotellobby platzte beinahe aus allen Nähten. Alle uns zur Verfügung stehenden Instrumente wurden ausgepackt und wir versuchten der Feier- und Spiellaune der Österreicher Paroli zu bieten. Es wurde getanzt und gesungen und ges….. bis die Hotelbar, leider viel zu früh, ihre Pforten schloss. Das war ein herrlicher Abschied! Alsbald gestand man sich doch noch wenige Stunden Schlaf zu, bevor es am nächsten Tag über drei Flughäfen mit Wartezeiten, Sicherheitskontrollen und Dutyfree zurück in die Schweiz ginge.

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